Monday, October 20, 2014

Die künftige Wirtschaftselite Deutschlands - oder Das, was sich dafür hält

Eine kurze (das ist natürlich gelogen) Betrachtung studentischer Unternehmensberatungen bzw. der Charaktere, die sich in ihnen engagieren.
Es geht also im Folgenden um koksende Penise, Jutebeutelterroristen, Banalitäten, Louis Vuitton und Rolex, Kleidungs- und Stilfragen - punktum eine Generalbetrachtung sowie eine kleine Nachbereitung einer vergangenen Großveranstaltung eines Bundesverbandes studentischer Unternehmensberatungen und was das ganze mit dem Bailout der Banken im Rahmen der Finanzkrise 2008 gemein hat.

Widmen wir uns doch mal der letzten Frage zuerst. Schon lange im Vorfeld dieser Großveranstaltung (welche sowas wie ein Jahrestreffen der studentischen Unternehmensberatungen, welche sich in diesem Bundesverband zusammengeschlossen haben, sind - die Bedeutung die ihnen beigemessen wird, steht den Treffen der Bilderberger in nichts nach) wurde sowohl aus unserem Heimat-Verein als auch von Seiten des Dachverbandes ein Verhaltenskodex sehr offensiv kommuniziert. Dieser widmete sich vor allem der Kleiderordnung, inwiefern es akzeptabel ist in der Dusche der Jugendherberge den niederen Instinkten nachzugeben und wie man sich doch zu geben habe, um ja kein schlechtes Licht auf den eigenen Verein bzw. den gesamten Verband zu werfen.
In diesem Rahmen wurde immer mehrfach betont, daß jegliches individuelle Fehlverhalten auf den eigenen Stammverein als ganzes zurückfallen würde.
Dementgegen steht bzw. stand natürlich die Würdigung einzelner Persönlichkeiten und ihrer Leistungen.
Hier haben unsere künftigen Wirtschaftslenker das Prinzip der "privatizing profits and socializing losses" schon sehr schön internalisiert.

Ich hatte also nun das Glück dieser 3-tägigen Veranstaltung beiwohnen zu können, besuchte in dieser Zeit einige sehr, sehr gute Workshops, lernte interessante Menschen kennen und konnte einige der Abgründe menschlichen Verhaltens aus großer Nähe miterleben.

Sprechen wir über Workshops und Schulungen muß zwischen denjeniegen, welche von namhaften Firmen - ich erinnere mich an eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, mehrere Unternehmens- und sog. Innovationsberatungen, einige Finanzdienstleister und andere - angeboten wurden und denen, die durch Mitglieder der verschiedenen dem Verband angegliederten Vereine gehalten wurden.
Leider ist es ja öfter der Fall, dass manche Firmen diese Gelegenheiten nutzen, Werbung für sich und ihre Sache zu machen und der eigentliche Schulungs-/Lehr-/Lerninhalt da lediglich zu schmucken Beiwerk verkommt. Bezeichnend ist für derartiges ist sicherlich, wenn das Schulungsteam einen oder gar mehrere Personaler enthält.
Allerdings muß ich zugeben, dass ich mich nach der Eröffnung mit der Rede des Hauptsponsors durchaus enttäuscht gefühlt habe, mich nicht für den von dieser Firma durchgeführten Workshop beworben zu haben.
In dem Zusammenhang mit der Eröffnungsfeier möchte ich auch noch die Rede des damaligen ersten Vorsitzenden hervorheben, der mich durch sein Auftreten und seine Worte stark beeindruckt hat. Dieser Auftritt erinnerte doch etwas an einen gewissen B. Obama, bevor er ziemlich verbraucht durch Amt und Würden, ein energisches "Yes we can" durch die Mengen und Manegen schmetterte.
Eine weitere Schulung, an welcher ich teilgenommen habe, wurde durch einen Mitgliedsverein durchgeführt und war, daß muß man zugeben, von einer derart hohen Qualität, dass ein ehemaliger Professor, welcher inzwischen in St. Gallen tätig ist, über dieses Thema auch nicht besser oder umfassender doziert hätte.

Man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob der Sinn und Zweck dieser Treffen in der Schulungsteilnahme oder eher im Rausch der Afterparty zu finden sind - für nicht wenige scheint aber eher letzteres der Fall zu sein.
Zugegebenermaßen haben sich auch in meinem Fall die wechselnden Sorten Gerstenbräu nicht sonderlich gut miteinander vertragen, allerdings entwichen diese nur durch dafür vorgesehene Körperöffnungen und der Weg zu bzw. der Aufenthalt auf den sanitären Einrichtungen war teilweise spannender als eine abwechselnd sitzend und tanzende Tätigkeit. Dass man, um sich einen Weg durch größere Menschenansammlungen zu bahnen, in der heutigen Zeit besser Ellenbogen als das freundlich gesprochene Wort einsetzt, dürfte niemanden mehr überraschen. Von Vorteil sind eine starke Statur und das Aussehen eines Hooligans. Empfehlenswert ist es vielleicht auch die englischen Rahmengenähten gegen ein anderes Produkt von der Insel der Marke Boots&Braces einzutauschen.
Während ich selbst keinen Deals auf dem Örtchen beigewohnt habe, wurde mir aus mehreren Quellen zugetragen, dass dies die Lokalität gewesen wäre, in welcher man alles über die wundersamen Wirkungen des Stoffes Kokain erfahren konnte.
Persönlich glaube ich aber eher nicht, dass das Einreiben des männlichen Gliedes mit weißem Pulver zu einer gesteigerten Erektion beiträgt, sondern vermute eher psychologische Gründe für ein derartigen Effekt.

Natürlich war auch der 2. Partyabend mehr als nur eine kleine Betrachtung wert. Abgründe menschlichen Verhaltens, Alkohol und privilegierte Massen, zu kurze Röcke zu massiven Extremitäten und mittendrin der Taliban mit dem Jutebeutel, welchen er wohl geschickt als Waffe einzusetzen verstand und damit den Unmut der trunkenen Masse auf sich zog.
Wie allerdings die in diesen Kreisen unvermeidliche Barbie-Imitation in ihrer Weisheit über die Art von Leuten, die man hier dabei haben wollte, unterschwellig bemerkte, passen derartige Mitglieder ja nun einfach nicht ins Schema. In ihrem speziellen Fall blieb allerdings auch bis zuletzt unklar, ob sich ihr vermeintlicher Status und Lebensstandard auf die Pfründe von Daddy oder Sugar-Daddy gründete.

Nun könnte man ja versucht sein, zu denken, dass diese künftige Wirtschaftselite Deutschlands (oder Das, was sich dafür hält) diesen Dampfer geradewegs in den Untergang steuern wird und natürlich findet man in dieser Masse an Individuen auch eine erhebliche Reihe von Ausfällen sowohl intellektueller als auch menschlicher Natur. Allerdings fühle ich mich (und es beschämt mich sogar dies einzugestehen) besser bei dem Gedanken, dass ganz einfach ausgedrückt, selbst-bezogene, hart gegen sich selbst und andere vorgehende, auf Höflichkeiten verzichtende und sich durchboxende Individualisten auf dem Weg nach oben sind. Und vielleicht wenn wir Glück haben, werden sie von Einigen der menschlicheren Kollegen begleitet werden.

Abschließend sollte man das ganze vielleicht etwas relativieren. Menschliche Schwächen kommen in allen Klassen und Schichten (falls diese Einteilung denn wirklich einen Sinn ergibt) vor - nur unterscheiden sie sich sicher in ihren Ausprägungen und auch wenn einige Charaktere und Verhaltensweisen etwas überspitzt und pointiert dargestellt wurden, kann man trotzdem einiges auch aus diesen lernen. Gerade die Dinge, die uns vielleicht unpassend erscheinen, die wir für unangemessen halten oder die uns sogar abstoßen, können nicht nur in negativer Weise zur Anschauung dienen, sondern auch für uns selbst positive Effekte aufweisen, indem wir vielleicht nach einer kritischen Selbstanalyse feststellen, dass uns einige dieser Verhaltensweisen vielleicht selbst fehlen oder wir über diese in einem Übermaß verfügen.
Im Übrigen ist der Herr mit dem Jutebeutel ein absolut feiner und friedfertiger Kerl und ich überlege ernsthaft aus Solidarität bei einer nächsten Veranstaltung auch solches Trageutensil zu verwenden.